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Frauen in Germanien

Frauen in Germanien nimmt die "Präsenz" von Frauen auf dem Boden des heutigen Deutschland, in den Provinzen Germania inferior, Germania Superior, Gallia Belgica und Raetia, wortwörtlich in den Blick.

Wichtigestes Ziel ist es, wie in einem Palimpsest, die Geschichte der Frauen sichtbar zu machen, indem die vorhandenen literarischen, inschriftlichen und archäologischen Quellen zusammengetragen, aufbereitet und neu ausgewertet werden. Die Anwesenheit von Frauen soll so gezielt wie möglich dokumentiert und interpretiert sowie einzelne der Frauen namhaft gemacht werden. Leitend ist die Frage, wie die vorliegenden Quellen Frauen überhaupt sichtbar werden lassen und wie die verschiedenen Perspektiven auf Frauenleben zum Sprechen gebracht werden können. Denn zweifellos spielten Status, Herkunft und Wohlstand auch jenseits ihres Geschlechts eine Rolle für die Repräsentation und Repräsentanz von Frauen. Diese konsequente Frage nach der Blickrichtung der Quellen auf Frauen und ihre Handlungen, erlaubt es auch Aussagen über ihre Rolle und Bedeutung für die Provinzgesellschaft zu machen.

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Forschungsreise zum Projekt

Im März 2023 führte uns, Prof. Dr. Christiane Kunst und Dr. Nicole Diersen, eine Forschungsreise zum Projekt ‚Frauen in Germanien‘ von Prof. Dr. Kunst ins Hinterland der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) in die Germania inferior. Ziel dieser Reise war es, entlang der Via Belgica und der Via Agrippa (auch bekannt als VIA-Erlebnisraum Römerstraße) auf Spuren der Römer*innen zu stoßen. Es ging vor allem darum, weitere Hinweise für das Projekt aufzuspüren und einen Eindruck vom Landschafts- und Kulturbild zu gewinnen (nicht ganz einfach angesichts des Tagebaus). Neben einem ausgebauten antiken Straßennetz, das auf Verkehr und Handel hindeutet, sind etliche Kultstätten zu betrachten, wie etwa das wenig beachtete, aber imposante Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen bei Mechernich.

Therme in Übach-Palenberg

Am 21. März machten wir uns mit dem PKW von Osnabrück aus auf den Weg Richtung Rheinland und fuhren direkt unsere erste Station auf der Via Belgica an: die Therme in Übach-Palenberg. Für solch einen kleinen, eher unbedeutenden antiken Ort war das dort entdeckte, teils rekonstruierte Römerbad einer villa rustica (römischer Gutshof) durchaus beeindruckend. Auch wenn wir keineswegs die Maßstäbe der Kaiserthermen in Trier vorfanden, so zeigt dieser Befund, dass selbst im hintersten Winkel auf dem Land Wert auf römische (Bade)Kultur gelegt wurde. Als nächstes begaben wir uns auf die Suche nach der Via Belgica, was im Abschnitt zwischen Übach-Palenberg und Jülich eine Herausforderung darstellte. Schließlich gelangten wir nach einigen vagen Vermutungen in Übach-Palenberg, auf ein Stück Straße bei Baesweiler, am Fuße des Carl-Alexander-Parks. Besser zu erkennen war die Straße bei Aldenhoven, wo bei genauem Hinsehen auch eine römische Straßenstation in einem Acker erkennbar war anhand von zahlreichen Lesefunden. In Jülich, unseren ersten Aufenthaltsort, angekommen, erkundeten wir die römische Stadt Iuliacum. Wir lokalisierten das Forum, das Westtor (Hexenturm) und den Straßenverlauf im Ort und schauten uns den Rurübergang an, der aktuell leider keine weiteren Erforschungen zuließ, da die Brücke erneuert wurde.

Via Belgica bei Baesweiler und Aldenhoven

Via Belgica bei Baesweiler und Aldenhoven

Hexenturm in Jülich

Hexenturm in Jülich

Am nächsten Tag reisten wir weiter nach Osten, entlang der Via Belgica, die in diesem Stück mit dem Auto befahrbar ist (Hauptausfallstraße). Nach einigen Kilometern hielten wir am römischen Meilenstein und gingen von dort zu Fuß auf die Hambacher Halde (Sophienhöhe) hinauf. Vom erhöht gelegenen Römerblick aus hatten wir dank des Wetters eine tolle Sicht auf die Via Belgica Richtung Jülich.

Die Via Belgica bei Jülich und von der Sophienhöhe aus.

Die Via Belgica bei Jülich und von der Sophienhöhe aus.

Replik eines Meilensteins in Elsdorf

Replik eines Meilensteins in Elsdorf

Anschließend ging es weiter Richtung Elsdorf, wieder auf der Suche nach der Straße. Im Ort selbst untersuchten wir eine Replik eines Meilensteins. Danach begaben wir uns in ein Waldstück bei Königsdorf. Dort sollte ein Einschnitt der Straße und der Straßendamm sichtbar sein. Es war zunächst nicht leicht die Straße zu lokalisieren, da von zwei Theorien ausgegangen wird: die erste Annahme besagt, dass die Straße geradewegs von Bergheim nach Königsdorf führt; die zweite Vermutung geht davon aus, dass die Straße um eine Quelle herum gelegt und somit der geradlinige Verlauf unterbrochen wurde. Eher verwirrt als erleichtert hat uns die Kennzeichnung an verschiedenen Bäumen mit der Aufschrift VIA, von denen wir zunächst annahmen, dass sie als Markierung der Straße zwischen diesen Bäumen hindurch diente. Unter Anwendung der zweiten Theorie kann dies jedoch nicht stimmen. Wie auch immer der Straßenverlauf gewesen sein mag, wir haben den Damm gefunden, dessen Lage der ersten Annahme ebenfalls widerspricht und sind ein Stück auf der Straße entlang gegangen, was ein besonderes Gefühl war.

Die Via Belgica im Königsdorfer Forst

Die Via Belgica im Königsdorfer Forst

Nordtor in der Nähe des Kölner Doms

Nordtor in der Nähe des Kölner Doms

Von der heutzutage naturumgebenen Straße im Königsdorfer Forst bestand ein großer Gegensatz zum weiteren Verlauf der Straße. Wir traten den Weg auf der heute stark ausgebauten Aachener Straße in die Colonia an, die exakt den Streckenverlauf der Via Belgica spiegelt. Durch zahlreiche moderne Bauten (Firmen, Wohngebäude etc.) war von den einstigen Gräberfeldern natürlich nichts mehr sichtbar – Ausnahme bildet das Römergrab in Weiden, auf das noch zurückzukommen sein wird. Dennoch fuhren wir mit viel Phantasie für die Darstellung der Straße in Römerzeit in die Colonia ein. In der CCAA angekommen, widmeten wir uns der antiken Stadtstrukturen, was in Köln anders als etwa in Trier, aufgrund zahlreicher Überbauungen nicht sehr einfach ist. Unsere erste Station war die Nachbildung einer römischen Straße am Römisch-Germanischen-Museum (RGM). Von dort aus entdeckten wir ein nördliches Römertor direkt am Dom und blickten von dort in den cardo maximus (heutige Einkaufsstraße). Entlang der einstigen Stadtmauer Richtung Westen taten wir einen Teil der Mauer auf mit eingelassenen Reliefs aus dem frühen 20. Jh., die sich Ereignissen der römischen Kaiserzeit widmeten, die wir eingehend untersuchten. Danach ging es zum wohl bekannten, mit Mosaiken verzierten Römerturm an der Nord-West-Ecke der antiken Stadt. Weiter Richtung Süden war unser nächstes Ziel das Hahnentor auf dem decumanus maximus, der außerhalb der Stadt genannten Via Belgica Richtung Westen. Von dort folgten wir dem decumanus, um Forum und Praetorium zu lokalisieren.

Erforschung der teils rekonstruierten Stadtmauer in Köln (Richtung Westen)

Erforschung der teils rekonstruierten Stadtmauer in Köln (Richtung Westen)

Via Agrippa bei Ahrem

Via Agrippa bei Ahrem

Der nächste Tag begann mit einer Fahrt auf der Via Agrippa Richtung Süd-Westen. Unsere erste Station war, wieder vorbei an den nicht sichtbaren Gräberfeldern – abgesehen von der Grabkammer in Efferen, die geschlossen war –, Hürth. Da die Öffnungszeiten des bereits genannten Römergrabs in Weiden an der Via Belgica aufgrund ehrenamtlicher Tätigkeit sehr eingeschränkt sind, hatten wir erst heute die Gelegenheit das Grab zu besuchen. Das bedeutete, dass wir uns von unserer ursprünglichen Route lösen mussten und einmal quer von Hürth nach Weiden fuhren. Diese Fahrt hat sich jedoch gelohnt, wie die Bilder zeigen. Die Grabkammer ist äußerst imposant, nicht zuletzt wegen der aufgefundenen Büsten. Anschließend nahmen wir die Fährte Richtung Via Agrippa wieder auf und fuhren direkt auf Erftstadt zu. Dort begaben wir uns wieder auf die Suche nach der Straße und lokalisierten sie an zwei Stellen: einmal an der aufgrund von Feldveränderungen teils noch erkennbaren Villa, die Villa Frauenthal; ein anderes Mal in Ahrem, wo ebenfalls Änderungen im Feld erkennbar waren.

Villa Frauenthal bei Erftstadt

Villa Frauenthal bei Erftstadt

Aquädukt in Vussem

Aquädukt in Vussem

Danach fuhren wir nach Zülpich (Tolbiacum) und besichtigten die nicht kleinen Römerthermen (Museum der Badekultur); das Original des an einer antiken Straßenkreuzung stehenden Replik eines Meilensteins ist im Museum ebenfalls zu sehen. Nachdem wir einen Eindruck der Therme erhalten hatten, war unser nächstes Ziel das teils rekonstruierte Aquädukt in Vussem bei Mechernich. Es war Teil der Eifelwasserleitung, mit deren Wasser u.a. die Colonia versorgt wurde. Unsere letzte Station dieses Tages war das Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen, das nicht leicht zu finden war. Um so beeindruckender war die mitten im Wald gelegene Kultstätte, die auch heute noch cultores verzeichnet. Danach ging es nach Nettersheim zur Übernachtung.

Das Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen

Das Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen

Das Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen

Das Matronenheiligtum in Pesch/Nöthen

Den nächsten Tag begannen wir mit einem Fußweg von einer römischen Straßenkreuzung entlang der als Feldweg erhaltenen Via Agrippa Richtung Urftübergang und Grüner Pütz. Nettersheim selbst zeugt von vielen römischen Spuren, so etwa das bekannte Matronenheiligtum auf der Görresburg, ein weiteres Heiligtum in Zingsheim, Streifenhäuser sowie von verschiedenen Teilen der Eifelwasserleitung wie eine römische Brunnenstube. Unsere nächste Station war dann die villa rustica in Blankenheim. Diese Villa beeindruckte mit ihrer enormen Größe, was auf dem Foto natürlich längst nicht so wirkt wie in der Realität. Über Dahlem verließen wir anschließend die Germania inferior und erweiterten die bis Dahlem ausgeschriebene VIA-Route Richtung Trier (Augusta Treverorum) in der Belgica. Vorbei an der Villa Otrang bei Bitburg besuchten wir Bitburg (Beda) selbst und lokalisierten das Kastell. Von Bitburg aus bekamen wir noch einmal einen wundervollen Eindruck von der Römerstraße – sowohl Richtung Süden als auch Richtung Norden ist der Verlauf der Via Agrippa deutlich erkennbar. In Augusta Treverorum angekommen, machten wir einen kleinen Rundgang in der bereits bekannten Römerstadt und frischten unsere Erinnerungen an die letzte Exkursion im September 2022 auf

Die Via Agrippa bei Nettersheim und der Urftübergang

Die Via Agrippa bei Nettersheim und der Urftübergang

Villa bei Blankenheim und Otrang sowie die Via Agrippa in Bitburg

Villa bei Blankenheim und Otrang sowie die Via Agrippa in Bitburg

Am folgenden Tag nahmen wir neben dem Besuch im Landesmuseum zwei weitere Villen an der Mosel in Longuich und Mehring mit, bevor es auf die Heimreise Richtung Barbaricum ging.

Villa in Longuich

Villa in Longuich

Villa in Longuich

Villa in Longuich

Letzte Station: Villa in Mehring

Letzte Station: Villa in Mehring

Text und Bilder: Prof. Dr. Christiane Kunst und Dr. Nicole Diersen